KI-Tools im Test: Video

Natürlich haben wir uns inzwischen auch mit einigen Werkzeugen am Markt beschäftigt (die mit “KI” werben), um herauszufinden wie nützlich sie auch für uns sein könnten. Dazu muss man bemerken, dass dabei keine spezifischen Kundenprojekte vorlagen, sondern wir Querbeet verschiedene Programme und Apps auf Alltagstauglichkeit und Nützlichkeit für unsere Bedürfnisse zur Erstellung und Bearbeitung von Medien an Test-Szenarien eingesetzt haben.
Dieser Text wurde nicht mit einem KI-Werkzeug erstellt, denn eine KI kann schlecht wissen, was wir von dem jeweiligen Werkzeug halten und wie unsere Ergebnisse dazu sind.
Heute schauen wir uns ein bekanntes Tool zum Thema Video an.

Topaz Video AI mit Update auf Version 5

Der Anbieter Topaz Labs bietet für die Nachbearbeitung von Videos ein “Allround” Paket an, das verschiedene Probleme mit KI lösen soll, unter anderem diese hier:
a.) “Motion Deblur”: Schärfere Videos
b.) “Stabilizsation”: Zu starke Bewegungen im Video entfernen
c.) “Denoise”: Entrauschen
d.) “UpScaling”: Filme größer rechnen, mit besserer Auflösung ( z. B. von HD auf 4K)
e.) “Frame Interpolation”, z. B. für Zeitlupen

Das Werkzeug kostet ca 300.- Dollar und verspricht in der Werbung so einiges. Einige der Filter lassen sich auch direkt in “Adobe After Effects” und der “DaVinici Resolve” Schnitt-Software als Plug-ins verwenden.

An Hardware sollte man schon einen leistungsfähigen Rechner haben.
Wir haben deshalb “Topaz Video AI” mit einem MAC Studio mit M1 MAX Prozessor und 32GB RAM getestet. Um es kurz zu machen, wir waren von der Idee der Software natürlich sehr angetan und im Grunde sind die beschrieben Probleme etwas, was jeden Tag auf den Tisch kommen kann.
Ein paar Worte vorweg: Leider hält das Tool dann nicht alles was es verspricht.
Mit der Version 5 sind einige Punkte besser geworden und das Tool liefert generell bessere Ergebnisse als noch im Vorgänger. Auf unserem Test MAC dauerte die Bearbeitung selbst in der Vorschau manchmal recht lange. Für eine 5 Sekunden Preview muss man schon mal ein paar Minuten warten. Natürlich je nach Videogröße, Effekt oder Filter. Das Rendern, also das komplette Berechnen und Ausgeben der Filme dauerte ebenfalls recht lange.
Die Bedienung ist zu Beginn etwas seltsam aber dann doch eher einfach.

Wie liefen unsere Tests ab?
Wir hatten mit einem HD .mp4 Video getestet, aufgenommen in nicht optimalen Lichtverhältnissen.
Die Version von Topaz war die 4.2.

1. Schärfere Videos
Das “Entblurren” vom “Motion Deblur” Werkzeug, also das Scharfzeichnen hat grundsätzlich funktioniert, aber der Effekt ist je nach Film wohl einfach manchmal stärker und manchmal besser gelungen. Es steht dafür in der Software auch nur ein AI-Model (Themis) zur Verfügung. Beim “Enhancement” Werkzeug gab es bei diesem Effekt mehr Parameter einzustellen, z. B. die “Qualität” und es arbeitet dort auch eine andere KI-Engine (Artemis). Bei der Einstellung “High Quality” (was sonst) und der stärksten Einstellung war der Effekt tatsächlich etwas besser zu sehen. So ganz überzeugt hat es uns das dennoch nicht.
Unter “Enhancement” verbarg sich dann noch ein “Fine Tune Fidelity” Filter, der besser funktionierte. Dies lieferte ein ganz gutes Ergebnis. Sicherlich wird dies von Video zu Video unterschiedlich ausfallen.
Mit “Reduce Noise” lassen sich noch weitere Unsauberkeiten entfernen, auch das funktioniert soweit gut. In unserem Falle klappte das tatsächlich recht gut.

2. Bildstabilisierung
Das Entfernen von zu starken Bewegungen bei “Stabilizsation” funktionierte selbst bei kleineren Bewegungen mit unserem Beispiel Video eher nicht. Im Gegenteil, es wurde durch zusätzliche Artefakte im Video eher noch schlimmer. Leider für uns so nicht brauchbar. Möglicherweise muss die Qualität oder Auflösung des Videos einfach viel besser sein.
Update: Nach einem weiteren Update (auf 5.01) konnte man nun auch zwei weitere Parameter aktivieren und das Ergebnis war nun soweit brauchbar. Allerdings musste man dafür bei 10 Sekunden HD Film etwa 20 Minuten warten.

3. Entrauschen – Denoise
Dieses Werkzeug, auch unter dem Menupunkt “Enhancement” zu finden, brachte schon etwas Klarheit in unserer Testfilme. Denkbar ist diese Anwendung auch, wenn die Lichtverhältnisse für die Kamera nicht optimal waren. In einem solchen Fall kann so ein Filter durchaus etwas aus dem Material herausholen, was sonst nicht möglich wäre. “Wunder” werden aber auch hier keine wahr.

4. Upscaling: Filme größer rechnen
Das AI-Werkzeug unter “Enhancement” hat tatsächlich auch mit nicht allzu gutem Material funktioniert. Natürlich gilt auch hier, wenn die Qualität vorher schon nicht besonders war, ist sie es hinterher leider auch nicht. Aber das Video ist dann eben größer. Für die Bearbeitung wird in der Software das “Gaia” AI-Model verwendet. Dieses Tool kann eingesetzt werden, wenn man Videos mit HD-Auflösung mit einem größeren Film, z.B. in 4K, zusammenschneiden muss. Je geringer der Größen-Sprung des Ausgangsmaterials, desto besser das Ergebnis.

5. Frame Interpolation – z.B. für eine Zeitlupe (4x) (Slow Motion)
Hier werden gleich mehrere AI-Modelle angeboten (Aion, Apollo und Chronos) und man kann Zeitlupen bis hin zur 16fachen Verlängerung erzeugen. Das Werkzeug muss hierzu eigene Bilder erzeugen. Wir haben uns im Test für eine 4fache Verlängerung entschieden, da dies für uns eine Art “Standardfall” darstellt (gibt es den überhaupt?).
Es dauerte schon bei der Vorschau recht lange, bis man etwas von der “Zeitlupe” zu sehen bekam.
KI heisst eben leider nicht “schneller”. Aber dennoch waren wir überrascht, denn das Ergebnis war ganz in Ordnung und im Fall der Fälle sicher brauchbar.

Fazit:
Die KI in Topaz kann was, wenn die Bedingungen stimmen. Also vor allem dann, wenn die Basisqualität des Films gut ist. Dann arbeiten auch die Filter entsprechend gut. Wunder darf man trotzdem nicht erwarten und aus “miesem Material” wird kein toller Film. Manchmal ist das auch gar nicht gefragt.
Die Frage aber, ob sich in diesem Falle die KI-Werkzeuge auszahlen, muss man leider von Fall zu Fall betrachten.
Für 300 Dollar ist diese Software sicher kein Schnäppchen mehr und als Profi ist man hohe Preise zwar gewohnt, aber diese Anschaffung wird sich nicht für jeden lohnen.
Allerdings gibt es eine kostenlose Testversion.


Wer mehr über das besprochene Tool erfahren will:
https://www.topazlabs.com/topaz-video-ai

Andere Tests mit Topaz: https://www.youtube.com/watch?v=w1bxezozItE